Vor einiger Zeit habe ich geträumt, an meinem U-Bahnhof würde die 1114. Geburtstagsfeier von Günter Walraff stattfinden.
Er selbst schien mieser Stimmung zu sein, wie viele Menschen, die durch den Geburtstag an ihr Alter erinnert werden. Anstatt sich über die Glückwünsche älterer Damen und Herren zu freuen, jammerte er allen vor, dass ihn seine Freundin vor ein paar Tagen verlassen habe.
Unterdessen töpferte jemand ein Schild, auf dem verschnörkelt „1114“ stand. Einen kurzen Moment lang dachte ich, es solle „4711“ heißen, aber dafür war es wohl noch ein paar Jahre zu früh.
Thomas Gottschalk und Jürgen von der Lippe nahmen sich je zwei große Teller und trugen sie die Rolltreppe hinunter zum U-Bahngleis. Da war die Tafel aufgebaut.
Ich hatte mir auch ein paar Teller genommen, war den beiden gefolgt und schwupps, war ich mit Gottschalk in eine Diskussion über etwas verwickelt, was uns allen an der Fleischtheke vor dem Bahnhofseingang aufgefallen war: Dort lag Kobe-Rindfleisch in der Auslage, geschnitten zu dicken Scheiben fast schwarzen Fleisches, dass mit weißen Fettlinien durchzogen war. Und diese Linien bildeten Gesichter nach! Ich war ganz verblüfft davon, doch Gottschalk antwortete nur gelangweilt: Das würden die so züchten.
Während ich zu erklären versuchte, dass so etwas schlicht nicht möglich sei, so viel Mühe man sich mit dem Fleisch auch machen würde, begann Jürgen von der Lippe zu grinsen, wie nur er es kann, so breit wie der Joker – sein Bart sah aus, als würde er sich wie ein Igel zusammenrollen – und dann sagte er: „Bärchenwurst de luxe“. Einen Moment lang ärgerte ich mich darüber, dass mir diese Pointe nicht eingefallen war, dann erwachte ich schweißgebadet.
Ich gebe zu, das ist kein staatstragender Traum, aber mir fällt schon auf, dass zumindest meine Träume weltgewandter werden!
Kurze Zeit später schlief ich wieder, und war zurück am U-Bahnhof. Diesmal war Ursula von der Leyen der Mittelpunkt der Geselligkeit. Doch ihre Freude war getrübt, denn ein anonymer Feigling hatte ihr ein Briefchen zugesteckt, in dem sauber ausgedruckt stand: „Frauen gehören nicht in die Politik.“ Daraufhin sagte die fragwürdige EU-Politikerin: „Schau an! Die CDU auf dem Weg in die Zukunft. Laserdrucker!“
Und wieder ärgerte ich mich darüber, dass der Satz nicht mir eingefallen war.